Bregenz, am 12. Dezember 2018 – Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz oder Big Data halten zunehmend Einzug in die industrielle Produktion. Welche Chancen Industrie 4.0 für den Wirtschaftsstandort bietet, war Thema einer Pressekonferenz am Rande des dritten „Summit Industrie 4.0“ – der Jahreskonferenz der Plattform Industrie 4.0 Österreich, die heuer in Kooperation mit der Wirtschafts-Standort Vorarlberg (WISTO) und der Standortagentur Tirol in Bregenz stattfand: Experten aus ganz Österreich unterstrichen dabei, dass die regionale, nationale und internationale Zusammenarbeit in der Industrie 4.0 sehr wichtig ist und präsentierten Erfolgsbeispiele aus Tirol und Vorarlberg. Die Plattform Industrie 4.0 Österreich, die alle relevanten Stakeholder – Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Bundesländer – unter einem Dach zusammenbringt, ist dabei ein wichtiger Treiber.

Industrie 4.0 bietet für den Wirtschaftsstandort zahlreiche Chancen, die sich in Produktinnovationen, neuen Geschäftsmodellen, verbesserter Wettbewerbsfähigkeit und vielem mehr niederschlagen. Dadurch wird auch die Reindustrialisierung angestoßen: Bis 2025 könnten in Österreich 48 Mrd. Euro an zusätzlicher Produktion und 38 Mrd. Euro an zusätzlicher Wertschöpfung generiert werden.[1] Grundvoraussetzung dafür ist, ideale Rahmenbedingungen zu schaffen und Kooperationen auszubauen – zwischen Unternehmen, zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie zwischen Bundesländern und Bund. Österreich nimmt hierbei im internationalen Vergleich bereits eine Vorreiterrolle ein. „Mit der Plattform Industrie 4.0 Österreich haben wir ein starkes Netzwerk, einen kompetenten Impulsgeber und zuverlässigen Partner gefunden, der uns hilft, eine der größten Herausforderungen des kommenden Jahrzehnts, die Digitalisierung unserer Wirtschaft und Gesellschaft, erfolgreich zu meistern“, betont Michael Wiesmüller, Leiter der Abteilung Schlüsseltechnologien für die industrielle Innovation im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT).

 

Zusammenarbeiten für die Digitalisierung in der Industrie

Die unabhängige Plattform Industrie 4.0 Österreich, die derzeit 47 Mitglieder aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite zählt, hat in den drei Jahren ihres Bestehens die Digitalisierung in der produzierenden Industrie unterstützt. „Mehr als 500 Experten aus verschiedenen Feldern arbeiten unter dem Dach der Plattform zusammen – deshalb sehen wir uns als Kompetenz Hub, in dem die Weichen für die voranschreitende Digitalisierung der österreichischen Industrie gestellt werden“, betont Kurt Hofstädter, Vorstandsvorsitzender der Plattform Industrie 4.0 Österreich. In zahlreichen Arbeitsgruppen erarbeiten die Experten Handlungsvorschläge und Guidelines für wichtige Handlungsfelder der Zukunft, wie Forschung und Entwicklung, Qualifikation, neue Geschäftsmodelle oder Security. „Denn diese Themen lassen sich nicht im Alleingang meistern, sondern nur in der übergreifenden Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Stakeholdern und Kenntnis der jeweiligen Bedürfnisse“, so Hofstädter.

Wobei nicht nur die Kooperationen auf regionaler oder nationaler Ebene von Bedeutung sind: Im heurigen April wurde die vertiefte Zusammenarbeit mit dem deutschen und Schweizer Pendant der Plattform Industrie 4.0 Österreich beschlossen, die in der Bodenseeregion bereits intensiv gelebt wird. Mit Korea als diesjährigem Partnerland am Summit Industrie 4.0 konnten alle Teilnehmenden auch spannende Einblicke in die Industrie 4.0 in diesem ostasiatischen Land gewinnen.

 

Digitale Bildung für alle

Damit alle von den Chancen der Digitalisierung profitieren können, müssen die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Schlüssel dazu ist Qualifikation – die Plattform Industrie 4.0 hat hierzu ein Ergebnispapier mit 81 Empfehlungen veröffentlicht. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist dabei, auf regionale Bedürfnisse und Besonderheiten in der Kompetenzentwicklung einzugehen. Eines der Vorzeigebeispiele ist der kürzlich gestartete „Digital Campus Vorarlberg“ – eine breit angelegte und berufsbegleitende Weiterbildungsinitiative für alle Vorarlberger Arbeitnehmer und Unternehmen.

Für die Digitalisierungsexpertin der Arbeiterkammer Vorarlberg, Eva King, steht außer Streit, dass die Digitalisierung es notwendig macht, mehr digitale Kompetenz direkt in die Unternehmen zu bringen: „Wir möchten als Arbeitnehmervertreter den digitalen Wandel aktiv mitgestalten.“ In einem – in Österreich bislang einzigartigen – Schulterschluss haben das Land Vorarlberg und die Sozialpartner beschlossen, auf die Veränderungen des Lernens und Arbeitens im 21. Jahrhundert durch die Gründung eines Digital Campus zu reagieren. „Wir bündeln über den ‚Digital Campus Vorarlberg‘ unsere bestehenden Bildungsangebote und bilden in enger Abstimmung mit der Wirtschaft die Fachkräfte für die digitale Zukunft aus“, erklärt King.

 

Innovation fördern und Grenzen überwinden

Zahlreiche Experten prognostizieren, dass die Digitalisierung gesamtheitlich positive Auswirkungen auf Wirtschaft und Beschäftigung haben wird. Insbesondere durch neue Geschäftsmodelle, die den Einsatz neuer Technologien und Domänenwissen (Erfahrung und Fachwissen der Mitarbeiter) entstehen. Damit der Wirtschaftsstandort gesichert wird und Unternehmen in der Region wettbewerbsfähig bleiben, begegnet die produzierende Industrie diesen Veränderungen offensiv und positiv. „Wir müssen dieses Zeitalter gestalten, um Vorreiter zu sein. Die Politik kann dazu geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Wir in den Unternehmen übernehmen aber auch selbst Verantwortung und sensibilisieren innerhalb der Industrie und unserer Unternehmen für eine Öffnung der Innovationskultur. Es braucht diesen Kulturwandel, um Unternehmensgrenzen zu überwinden, Open Innovation verstärkt zu betreiben und Wissen zu teilen“, führt Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg, aus. Denn zukünftig wird es immer wichtiger werden, unternehmensübergreifend in Teams zusammenzuarbeiten, gemeinsam mit anderen Unternehmen neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, überbetriebliche Forschung zu betreiben und dafür personelle und finanzielle Mittel bereitzustellen, um am Markt zu reüssieren.

 

Gelebte Kooperationen in Vorarlberg

Mit der „Digitalen Agenda Vorarlberg“, die im April 2018 präsentiert wurde und die zusehends gelebt und umgesetzt wird, wird das Ländle auf die stattfindende Digitalisierung vorbereitet  – neben der Vermittlung von digitaler Kompetenz in der Bildung steht auch der Infrastrukturausbau in der Region auf der Agenda. Gelungenes Beispiel für die praxisnahe Unterstützung von Unternehmen ist das „V-Netzwerk Intelligente Produktion“, das bereits Ende 2014 von der Wirtschafts-Standort Vorarlberg (WISTO) gemeinsam mit dem Land Vorarlberg, der Wirtschaftskammer Vorarlberg und der Industriellenvereinigung Vorarlberg ins Leben gerufen wurde. Vorarlberger Unternehmen werden dabei bei der Implementierung von Industrie 4.0 unterstützt und der Austausch mit weiteren Industrie 4.0-Netzwerken wird forciert. Im „V-Netzwerk Intelligente Produktion“ ist seit der Gründung einiges geschehen: Neben Studienreisen und Workshops wurden Pilotprojekte im Bereich Forschung und Entwicklung und in der Mitarbeiterqualifizierung mit Beteiligung der Vorarlberger Wirtschaft durchgeführt. „Wir sind überzeugt, dass wir die digitale Transformation nur zusammen bewerkstelligen können. Diese enge Zusammenarbeit und der intensive Austausch der regionalen Akteure bilden die Basis der Stärke und Effizienz des Wirtschaftsstandortes. Diesen Weg werden wir auch bei der kontinuierlichen Umsetzung der ‚Digitalen Agenda Vorarlberg‘ weiter beschreiten. In diesem Sinne freuen wir uns, heuer Hosting-Partner für den 3. Summit Industrie 4.0 zu sein“, so WISTO-Geschäftsführer Joachim Heinzl.

 

Weitere Beispiele zeigen die gelebte Kooperation im Bereich Digitalisierung am Standort Vorarlberg: Das Projekt „BodenseeMittelstand 4.0“ unterstützt KMU aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein bei der digitalen Transformation, indem die vor Ort vorhandene Expertise dem regionalen Mittelstand besser zugänglich gemacht wird. Die Digital Factory der FH Vorarlberg entwickelt und erprobt in gemeinsamen Projekten mit Unternehmen und akademischen Partnern neue, digitale Methoden.

 

Digitalisierungsprojekte aus Tirol

Auch die Tiroler Landesregierung hat Anfang 2018 mit ihrer Digitalisierungsoffensive gestartet – 100 Millionen Euro werden dabei in den Ausbau des ultraschnellen Internet und 50 Millionen Euro in spezielle Digitalisierungsprojekte der Tiroler Wirtschaft, der Hochschulen und der Schulen investiert. Auf der Plattform „digital.tirol“ werden Leistungen und Angebote der Standortagentur Tirol, der Industriellenvereinigung Tirol, der Wirtschaftskammer Tirol und des Fachverbandes Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) gebündelt abgebildet und Unternehmen dadurch einfacher zugänglich gemacht. Die Standortagentur Tirol ist dabei die zentrale Schnittstelle. „Um von Big Data zum Big Business zu kommen, gewinnen Unternehmensstrukturen immer mehr an Bedeutung. Neben dem technisch Möglichen und Machbaren, um Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette nutzbar zu machen und Produktions- und Arbeitsabläufe effizienter und flexibler zu gestalten, geht es heute um den ‚nächsten Schritt‘: um die zur Digitalisierung passenden Unternehmensstrukturen, Managementformen und Geschäftsmodelle. Industrie 4.0 kann im Unternehmen 1.0 nicht funktionieren“, sagt Marcus Hofer, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol.

 

Ein Beispiel für eine gelungene Kooperation ist das „Qualifizierungsnetz – Work Enabling Systems and Technologies“ (Q-WEST), bei dem die Universität Innsbruck, FH Salzburg und FH Vorarlberg den teilnehmenden Unternehmen umfassende Kenntnisse im Bereich Industrie 4.0 näher bringen.

 

Über die Plattform Industrie 4.0 Österreich

Die Initiative hat sich seit ihrer Gründung 2015 durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) gemeinsam mit den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden zu einem etablierten Kompetenzträger zum Thema Industrie 4.0 entwickelt. Der Verein setzt Aktivitäten, um eine dynamische Entwicklung des österreichischen Produktionssektors zu sichern, Forschung, Innovation und Qualifikation zu forcieren und zu einer qualitätsvollen Arbeitswelt sowie zu einem hohen Beschäftigungsniveau beizutragen. Das Ziel ist, die neuen technologischen Entwicklungen und Innovationen der Digitalisierung bestmöglich für Unternehmen und Beschäftigte zu nutzen und den Wandel für die Gesellschaft sozialverträglich zu gestalten. Weitere Informationen unter www.plattformindustrie40.at

 

Pressekontakt:

Verein Industrie 4.0 Österreich – die Plattform für intelligente Produktion
Jasmina Schnobrich-Cakelja
+43 1 588 39 75
jasmina.schnobrich@plattformindustrie40.at

Brandenstein Communications
Marco Jäger
+43 1 319 41 01-12
m.jaeger@brandensteincom.at

 

Foto (Copyrights: Plattform Industrie 4.0 Österreich / Matthias Rhomberg): v.l.n.r.: Kurt Hofstädter (Vorstandsvorsitzender Plattform Industrie 4.0 Österreich), Marcus Hofer (Geschäftsführer Standortagentur Tirol), Michael Wiesmüller (Abteilungsleiter Bereich Innovation, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie), Eva King (Digitalisierungsexpertin Arbeiterkammer Vorarlberg), Joachim Heinzl (Geschäftsführer Wirtschafts-Standort Vorarlberg) und Martin Ohneberg (Präsident Industriellenvereinigung Vorarlberg) bei der Pressekonferenz

 

[1] IWI/Pöchhacker Innovation Consulting. (2015). Bericht zur Initiative des BMWFW zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der KMU und Leitbetriebe in Kooperation mit den Bundesländern. Wien.

 

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